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Das Uni-Tier


Der Umzug

in eine Uni-Stadt ist aufregend und voller Überraschungen zugleich. Manchmal ist es aber auch schön, ein Stück Geborgenheit mit in die Fremde zu nehmen. Darf ich vorstellen?

Das Uni-Tier!

Das Letzte womit ich in meiner Unizeit gerechnet hatte, war Einsamkeit. "WAS??!!!", schreien meine Freundinnen stets, wenn sie das zu Ohren bekommen, denn sie selbst konnten sich zur gleichen Zeit vor Orientierungs-Wochen, neuen Gesichtern, Handynummern und Partys kaum retten. Das war auch mein Plan gewesen, doch kam natürlich mal wieder alles anders als gedacht. Stattdessen war ich in der Großstadt gestrandet, eine Tagesreise entfernt vom sicheren Heimathafen und meine Uni entpuppte sich als Nest von 75 000 fleißigen Bienen - folglich lief man sich nie ein zweites Mal über den Weg. Es gab auch keine O-Woche, dafür bestand mein Literaturinstitut zu 80% aus Mädchen und auch sie verstanden, unbemerkt im Großstadt-Dschungel unterzutauchen. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich lange Zeit keinen Anschluss fand. Weder fühlte ich mich in der richtigen Stadt, noch von Gleichgesinnten umgeben und als der November anbrach, konnte ich mich oftmals nicht mal mehr zum Aufstehen motivieren.


Dazu wäre es nicht gekommen, hätte ich einen kleinen Vierbeiner-Freund besessen. Ist man erst mal mit einem Hund aufgewachsen, kann man sich ein Leben ohne das älteste Haustier der Menschheit nicht mehr vorstellen (manche behaupten, es hätte bereits in der Eiszeit enge Mensch-Hund-Beziehungen gegeben. Handfeste Beweise fand man jedoch erst in einem 15000 Jahre alten Grab, in dem neben den Skeletten eines Paares auch Hundeknochen zu finden waren).

Ein Hund gibt niemals Widerworte, er liegt warm und weich in deinen Armen, er freut sich immer, wenn man nach Hause kommt und mehr als einen gefüllten Napf, ein weiches Polster und ein wenig Auslauf fordert er letztendlich auch nicht.


"I'm at that stage of my life where I'm ready to get a dog

but I'm not sure who will take care of it!"


- denkt sich der konventionelle Student und hat damit nicht ganz Unrecht. Ein Hund bedeutet zweifellos Verantwortung und wer in seiner Uniphase lieber losgelöst durch die Weltgeschichte zieht, sollte von Welpen lieber die Finger lassen. Allerdings kann einen die Furcht vor Verpflichtungen durchaus in jeder Lebensphase von einem Hundekauf abbringen. Ganz gleich, ob man ein egoistischer Single, das Oberhaupt einer Großfamilie oder ein strebsamer Student sein will. Einen Vierbeiner im Haus wollen an erster Stelle meistens Kinder, weil sie sich über die haarigen Konsequenzen keinen Kopf machen. Erwachsene stellen oftmals erst hinterher fest, dass die Freude jene eigentlichen Nachteile lässig wettmacht.


Wie viele Hunde langweilen sich tagtäglich unter Herrchens Büro-Schreibtisch, oder "home alone"?! Als Student hingegen hat man einen mehr oder minder flexiblen Alltag, ständig Semesterferien und bekommt in den meisten aller Fälle Unterstützung von Zuhause. Es muss ja schließlich kein modischer Jagdhund sein, dem man tagaus, tagein zur Bespaßung Fährten legen muss.

"Wenn sie bereit sind ihre gesamte Freizeit dem Hund zu widmen, ist der Vizsla genau das Richtige für sie!", stand in jener Experten-Lektüre geschrieben, die meine Familie bei unserer damaligen Hundewahl zu Rate zog. Bei diesem Satz klappte meine Mutter das Buch jedoch gleich wieder zu - die Frage war mit nichts als nein!!! zu beantworten. Ebenso wenig eignen sich hyperaktive Terrier, überzüchtete Dauer-Tierarzt-Gänger wie gigantische Doggen für eine Studentenwohnung. Wer nicht mal für die Welpenzeit Nerven übrig hat, kann sich im Tierheim oder unter Seiten wie Retriever in Not auch nach älteren Exemplaren umsehen. Diese sind meistens ruhiger und dankbarer für ihr neues Zuhause.



"Dass mir mein Hund das Liebste sei, sagst Du, oh Mensch,

sei Sünde, doch mein Hund bleibt mir im Sturme treu,

der Mensch nicht mal im Winde." Franz von Assisi


Ein kleiner Schoßhund erfüllt die Universität-Anforderungen alle mal, denn er muss weder täglich drei Stunden Fahrrad fahren (was Zeit zum Pauken lässt), noch verschlingt er Unmengen an Futter (gut für das Studenten-Budget) und lässt sich in der Manteltasche auch mal mit in die Vorlesung nehmen. Ich wäre selbst nie auf die Idee gekommen, hätte ich es nicht mit eigenen Augen an anderen Beispielen gesehen. Meistens lebten die nicht mehr als drei Stunden vom Elternhaus entfernt, wo sie im Notfall das kleine Fellknäuel abladen durften. Oder aber, sie knüpften mit dem Einzug ein Netzwerk aus Freunden, welche in Urlaubszeiten bereitwillig als Hunde-Sitter einspringen würden.


Das erste, was den meisten beim Begriff Taschenhund in den Sinn kommt, ist Paris Hiltons berühmt berüchtigte Chihuahua-Dame Tinkerbell (bedauerlicher Weise kürzlich verstorben, doch Dank Fiji-Trinkasser stolze vierzehn Jahre alt geworden). Es gibt allerdings auch Rassen, die einen weniger nach Tussi aussehen lassen, denke man nur an Hunde wie Bichon frise, Havaneser, Norfolk/Yorkshire Terrier, Möpse oder Zwergpudel.

Vielleicht ist es ein Luxus-Hobby und noch dazu völlig überzogen. Auf der anderen Seite ist es nicht immer leicht, von der Familie entwurzelt in die Fremde zu gehen, Freunde und Vertrautheit hinter sich zu lassen und sich allein durch neue Uni-Verzeichnisse, Stadtpläne und Ämter zu kämpfen. In solchen Zeiten nimmt einem ein kleiner Zwergpudel vielleicht die einsamen Stunden, er zwingt einen aufzustehen und sei es für zehn Minuten raus ans Tageslicht zu gehen. Seitdem ich mit elf Jahren Hundebesitzerin bin, habe ich größten Gefallen am täglichen Spazieren gefunden. Frische Waldluft, Bewegung und der muntere Trapp meiner Bulldogge zur Seite, ging es mir nach einer Parkrunde jedes Mal besser. Als ich in meinem Studentenzimmer einsam vor mich hin vegetierte, fand ich am Rausgehen wenig Gefallen - wer geht denn schon mit sich selbst spazieren?!


Die Ausrede, dass ein kleiner Hund im Studium unmöglich ist, zählt jedenfalls nicht. Wenn selbst Models ihre kleinen Vierbeiner mit hinter die Kulissen nehmen, lebt der Hund bei Studenten noch ein Luxus-Dasein. Und so blöd wie es auch klingt:



Ein Zuhause ohne Hund

ist einfach nur ein Haus!


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