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Frau mal richtig!


Mit den Fashion Weeks hat die größte Fastenzeit der Modebranche begonnen. Nicht für Kate Upton. Weshalb jeder Runway von ihr gesprengt werden sollte.

Als sie 2011 auf der Mercedes Benz Fashion Week für Beach Bunny Swimwear über die Bühne fegte, machte man große Augen. Solche Kurven hatte man schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen, wo doch normaler Weise hier nur federleichte Elfen den Catwalk runter schweben. Doch kecken Lächelns schlug die dreiundzwanzigjährige Ameri-kanerin ein wie eine Bombe. Und schlagartig war sie wieder da - die Frau. Wo waren sie all die Jahre verblieben, die Merkmale der Weiblichkeit?! Wie konnten sich Rundungen von Oberweiten und Hinterteile derartig in Luft auflösen, dass eine Kate Upton mit ihrem wohlgenährten, sportlichen Körper für eine Sensation sorgte?! Oder anders gefragt, was suchte sie überhaupt hier?!


Abführmittel, Gemüsesaft und Wattebäusche - vielleicht auch mal ein paar eingefrorene Weintrauben, oder eine 95wasserprozentige Tomate. Nach nichts anderem sehen die Körper der Werbebranche und Schönheitsindustrie heute aus. Und hierbei spreche ich nicht von Adriana Lima, Crystall Renn, oder eine der wenigen anderen Leuchten, die sich durch den Wald der Narzissten schlugen und sich nicht bis zur Magersucht verbogen. Nein, ich spreche von der breiten Masse 15jähriger Mädchen, die frühzeitig ihre Familie und Heimatdörfer im Ostblock verließen und nach Paris flogen, auf der Suche nach Wohlstand und Glückseligkeit. Von den Mädchen, die schlaflos durch die Städte hetzen, deren Manager sie von einem Massen-Casting zum anderen diktieren und in Size-Zero-Anfertigungen (wenn man Glück hat) den Kameras der Welt präsentieren. "Es ist nichts glamouröses an der Modebranche!", lachte Giselle Bündchen einst herzlich über die Frage eines Journalisten. Doch, ist es! denken sich Teenager insgeheim, anders würden sie sich wohl kaum Donnerstags um 20:15 Uhr zu Germany's next Topmodel und ihrer eigenen Entdeckung träumen.


Eine Utopie wäre es zu glauben, Miss Piggy gebe eines Tages in unserer perfektionistischen Gesellschaft den Ton an. Schlankheit verleiht unwiderlegbar Eleganz und bis zu einem gewissen Grad auch Sex-Appeal. Als Cindy Crawford, Linda Evangelista und die anderen Dream Girls der 90er wie Claudia und Naomi noch den Catwalk erleuchteten, hatte man das Gefühl, eine tolle Frau zu erblicken. Schlank - durchtrainiert - reif. Auch dort war kein Gramm überflüssiges Fett auszumachen, doch durchzogen ihre Arme und ellenlangen Antilopen-Beine noch wohlgeformte Muskeln. Doch zierten ihre Ausschnitte noch Brüste, ihre Rückseiten noch Pos.

Wenn man sich die Dior Autumn/Winter Show dieser Saison ansieht, blicken einem nur noch hohlwangigen Geister entgegen. Alle ziehen sie Gesichter, als hätten sie nicht richtig gefrühstückt und auch wenn ihnen die besten Visagisten der Welt zur Seite stehen und sie in die Roben der begnadetsten Schneidermeister schlüpfen - sie vermitteln nichts von lebendiger Jugend und Schönheit.


Was Kate Moss mit ihrer spindligen Eleganz, dem heroin chic, als neuen Trend aufkeimen ließ, erwies sich auf den Laufstegen als äußerst lukrativ. Je weniger Körperumfang das Model mitbrachte, desto weniger Stoff beanspruchte das Kleid, desto weniger Ausgaben das Designer-Label. Ebenso wenig Essen war fortan auf den Model Castings bereit zu stellen, hatte sich der Magersucht-Trend erst mal durchgesetzt. Denn wer den Maßen entsprechen wollte, steckte sich wohl besser den Finger als ein Häppchen in den Mund. Geiz ist geil. Wunderbar.


Heroine chic

was a look popularized in mid-1990s fashion and characterized by pale skin, dark circles underneath the eyes and angular bone structure. The look characterized by emaciated features and androgyny was a reaction against the healthy and vibrant look of models such as Cindy Crawford and Claudia Schiffer. A 1996 article in Los Angeles Times stated that the fashion industry had a nihilistic vision of beauty that was reflective of drug addiction and a U.S. News and World report called the movement a cynical trend.

(Quelle: Wikipedia)


Alles, was einem gesunden Menschenverstand dazu einfällt, ist zum Kotzen. Die Welt, die Träume von ästhetischer Vollkommenheit verspricht, propagiert körperlichen Ruin. Heute ist der Begriff des heroin chic verschwunden, geblieben sind die "leichenblasse Haut", der "kantige Körperbau" und die "abgemagerten Merkmale". Kate Moss hatte ein niedliches Gesicht, doch den Körper einer Zwölfjährigen. Wer auch immer sie zur neuen Frau kürte, kann doch nur pädophil, oder geisteskrank gewesen sein. Das ehemalige Sexsymbol Marilyn Monroe hätte neben ihr ausgesehen wie eine Matrone.


Es ist mir ein Rätsel, ob die Designer wahrnehmen, dass ihre Kleider von Skeletten vorgeführt werden. Als Unverschämtheit gegenüber der Fraulichkeit empfinde ich es jedoch allemal, dass man Stöckerbeine, knöchrige Schulterblätter und flache Hühnerbrüste zu Idealen krönt.

Es ist der glamouröse Schein dieser Welt, in der leider doch nicht alles Gold ist, was glänzt. In der Stilikonen in der ersten Reihe ihre roten Münder spitzen und den neusten Trend beklatschen; getragen von Mädchen, halb so alt wie sie selbst und Taillen-Umfängen, als seien sie gerade dem KZ entlaufen. Denn sehen wird man jene Eintagsfliegen nur in ihrer ausgereizten Knospe, bevor ihnen mit 25 Jahren alle Blätter entfallen. Hohlwangig und mageren Antlitzes.

Sind es nicht gerade die Rundungen, die einen jung erscheinen lassen? Ist es normal, dass wir Kleider vorgeführt bekommen, in denen die Reife einer 15jährigen und die Oberweite einer 100jährigen stecken?


Nein, ist es nicht. Es handelt sich einzig und allein um eine fragwürdige Modeerscheinung, um sich von der breiten Masse abzuheben. Der normale Mensch ist nicht nobel, und heutzutage ist er auch noch übergewichtig. Jedes Kleidungsstück dieser Welt sieht an einem schlanken Körper besser aus und ich kann es den Designern nicht verdenken, jenem Traum nachzuhängen, in dem jede Frau eine Wespentaille besitzt. Weil es eben nicht die Realität widerspiegelt, Mode aber den Frauen Träume verspricht. Doch sind die Träume meiner Meinung nach auf die schiefe Bahn geraten. Eine Branche, die Männer wie Andrej Pejic in Kleider steckt und einem flach wie ein Buchdeckel anschließend als Frau verkauft, hat die wahre Frau nicht verstanden. Eine Branche, in der das Durchschnittsmodel von 20 Jahren auf dem Laufsteg keine Brüste mehr trägt, tritt die Jugend mit Füßen. Und eine Branche, in der erhungerte Magengeschwüre, vernarbte Herzen und aschfahle Gesichter an der Tagesordnung stehen, ist pervers.



"I'm not going to starve

just to be thin. I want to enjoy life

and I can't when I'm

not eating and miserable"

(Kate Upton)


- und wohin hat es Miss Michigan mit dieser Einstellung gebracht? Auf die Vogue, Sports Illustrated und sogar auf den Catwalk. Sieh mal einer an! Ins Gedächtnis der Männerwelt hat sie sich alle Mal gebrannt!


Ich bin die Letzte, die unsportliche Fettleibigkeit als wahre Weiblichkeit bezeichnet. Bei jeder Mode hat man fast das Gefühl, dass es sich um eine störrische Gegenbewegung handelt. Je mehr die Menschheit verfettet, desto magerer präsentieren sich ihre Models. Wo die einen drei mal täglich bei McDonalds tanken, hungern sich die anderen zu Tode, um jemandem wie Lagerfeld zu gefallen. Das eine, wie das andere Extrem ist vor allem eins: Essgestört. Doch an dieser Stelle hat man von der Industrie Vernunft zu erwarten - anstatt Extravaganz. Ihre oberflächliche Intelligenz dafür zu nutzen, Verantwortung für ihre "fashion victims" zu übernehmen und ein gesundes Frauenbild zu erschaffen. Doch alles, was sie zur Zeit samt ihren Retuschierprogrammen, Jugendwahn und lebensfernen Extremen tun, ist, die Frau von heute zu verarschen.





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