Strandtag in Tel Aviv
Jetzt wird's heiß! Ein Muss in Tel Aviv? Ein ausgedehnter Strandtag!
Also packt die Badehose ein und werft euch an den Frishman Beach!
Als Erfolgsrezept hier ein ausführlicher Strand Guide - yom tov!
Am Morgen
Wer sich einmal in seinem Leben an einem schläfrigen Urlaubstag um sechs Uhr früh aus dem Bett gequält und zum Sonnenaufgang ans Meer gestellt hat, der weiß, dass Morgenstund wortwörtlich Gold im Mund hat. Nichts ist schöner, als noch vor dem Frühstück den ersten Zeh ins kalte Blau zu tunken. Oder inmitten goldener Lichtspiele bei aufgehender Sonne durch die Fluten zu kraulen. In Tel Aviv ist ein solches Vorhaben nicht nur ebenso magisch, sondern auch äußerst klug. Wenn 40 Grad in der Luft stehen, Straßen- und Wüstenstaub sich die Hand reichen und man nur unter dem Ventilator einen klaren Gedanken fassen kann, pilgern sie in Scharen zu den Stränden. Paradiesisch für jede Stalker-Seele, denn wie Ölsardinen dicht an dicht platziert, hat man hier schon fast den Zeh des Nebenmanns im Ohr.
Trotz Platzmangel lege ich persönlich jedem Tel-Aviv-Erkunder den Frishman Beach wärmstens ans Herz (und das besonders unter der Woche!). Mit seiner städtischen Eleganz, puderweißen Sandnatur und geschmackvollem Sonnenschirm-Sortiment läuft er allen anderen Badebuchten hier den Rang ab. Die Fassaden der Hotel-Schicksten im Rücken, das klare Mittelmeer vor der Nase, umgeben von Bodybuildern und Misswahl-Kandidatinnen - dagegen können Barcelona und co. nur verblassen. Super Zentral gelegen, kann man Frishman fabelhaft mit dem Fahrrad, oder Bus erreichen. Die grünen City-Bikes stehen überall in der Stadt bereit und können bis zu einer halben Stunde sogar kostenlos ausgefahren werden.
Wenn einem die Nase doch noch Abwechslung steht, läuft man kurz zur anderen Straßenseiten auf den Carmel Markt rüber und ersteht einen frisch gepressten Granatapfel-Saft. Am besten lässt sich der perfekte Strandtag jedoch mit einem Frühstück in Jaffa (die Israeli sagen Yafo) beginnen. Von hier aus läuft es sich bequeme fünf Minuten zum Strand, außerdem gibt es in dem 2000 Jahre alten Hafendistrikt den besten türkischen Kaffee. Anschließend kann man sich einen einen passablen Sonnenplatz aussuchen und sich voll und ganz dem Meeresrauschen widmen.
Vormittag
Einst fing ich mir einen so üblen Sonnenbrand ein (und das bloß weil ich den Strand entlang spazierte!), dass die Leute auf der Straße anfingen zu lachen. Man sei daher gewarnt; gerade Europäer unterschätzen die Sonne des Nahen Ostens oft maßlos und rösten sich liebend gerne krebsrot. Auch outet man sich fabelhaft als Tourist, indem man dehydriert urplötzlich zusammen-klappt, denn auch der Griff zur Wasserflasche sowie einem Strohhut sind äußerst empfehlenswert. In der Mittagshitze (12.30 bis 15 Uhr) sollte man sich wohlmöglich ganz in den kühlen Schatten begeben! Zeit für einen sommerlichen Snack! Den sollte man sich keinen Falls in Anastasias Café (Frishmanstreet Nr. 54) entgehen lassen, denn es verspricht "Nichts weniger als eine kulinarische Offenbarung", wie TripAdvisor-Mitglied Madeleine C. aus Zurich urteilte. Zehn Minuten vom Strand entfernt, kann man sich hier aus der ausschließlich veganen Speisekarte exotische Salate, Macademia-Nuss-Crepes, deliziöse Sandwiches und anderen Spezialitäten wie Weinblätter abgerundet mit Spirulina und Tahini, sowie Kokuswasser und Pistaziencreme als Dessert einverleiben. Seit geraumer Zeit ist auch in Tel Aviv dieser Trend gelandet und selbst fleischfressende Pflanzen lassen sich in den veganen Gourmet-Tempeln mit der rein pflanzlichen Kost gerne ab und an verwöhnen. Erfrischend ist in jedem Fall auch die typische, selbstgemachte Zitronenlimonade, an der man in jedem Restaurant kaum vorbeikommt. Auch der Israelische Salat mit Trina erquicken zur Sommerzeit auf Grund ihrer Leichtigkeit.
Mittag/Nachmittag
Jetzt aber zurück zum Meer und die Sonne auskosten! "Ob ich denn in Tel Aviv im Bikini am Strand liegen könnte?!", fragte man mich neulich in Deutschland. Und ob! In eine wasserdurchlässige Burka muss man sich hier jedenfalls nicht hüllen, auch wenn ich persönlich nicht zur Oben-Ohne-Lässigkeit rate. Immerhin handelt es sich noch um eine Stadt, in der neben europäisch Geprägten, auch viele Orthodoxe und Muslime leben und deren Mentalität verträgt sich weniger mit FKK. Wenn man daher keine bösen Blicke ernten will, ist es mit einem Stück Stoff schon getan! Als Mädchen tut man sich damit offen gesagt einen Gefallen. Denn die Flirt-Kultur tritt hier offener ans Tageslicht als in Europa. Mann lässt hier nicht lange auf sich warten und redet auf der Stelle Tacheles. Aus Ich mag dich! wird nicht lange ein Geheimnis gemacht und bei jenen Absichten nicht um den heißen Brei geredet. Israeli umschwärmen und werben mit großer Hingabe und ein Strand voller Touristen ist ihr gefundenes Fressen. Bei soviel Charme und Höflichkeit kann man sich eigentlich nicht beschweren, nur vorgewarnt sollte man sein. Denn es handelt sich hier nicht um Belästigung, sondern schlicht weg ihre Mentalität.
Schwimmen lässt es sich hier herrlich! Noch nie wurde hier ein Hai gesichtet, dafür jede Menge Wassersport. Ob man auf einem Bananen-Boot oder lieber einem Katamaran sich den Wind durch die Haaren wehen lässt - man hat die Qual der Wahl. Sehr beliebt sind seit neustem auch die Stand-Up-Paddler, die auf ihren Brettern gerne auch mal den Hund chauffieren und im Stehen eine gute Figur machen. Abgesehen davon locken noch Windsurfing und Wasser-Ski.
Wer das Meer aber nicht den Strand meiden will, kann in unmittelbarer Nähe entweder im Grand Beach, oder Marina Hotel in den Genuss eines Salzwasser-Pools kommen. Jene befinden sich entweder direkt am Strand, oder bieten auf den Dächern der Hotelanlage sensationellen Ozean-Blick.
Den Weg dorthin versüßt man sich am besten mit einem Eis (da es schon mal 36 Grad zu dieser Jahreszeit werden können, schadet eine innere Kühlung nicht im Geringsten).
Aber nicht irgendeins! Seit neustem gibt es auf dem Rabin Square (in der Nähe des Rathauses) eine Wasser-Eisdiele, die ihre exotischen sowie durch und durch fruchtigen Produkte an alle Kioske der Stadt liefert. Erkennen tut man sie nicht auf Grund ihrer Marke, denn namenlos ist ihr Eis am Stiel nur in durchsichtige Hüllen geschweißt und tanzt eher mit seiner Schlichtheit aus der Reihe. Anders als Sahne-Eis fühlen sich die gefrorenen Wasser-Frucht-Speisen nicht wie ein Steine im Magen an und verzichten auf jegliche Art von Zusatzstoffen. Am besten munden Mango-Passionsfrucht, Wildbeere und Minze-Zitrone. Wer mehr auf Frozen Yogurt steht, läuft am besten zu Iceberg (108 Ben Yehuda Street), oder Vanigla (98 Ibn Gvirol St) wo für Itai Rogozinskys handgemachte Spezialitäten die Orangenblüten extra aus der Türkei, die Pistazien aus Italien und die besten Tonkabohnen aus Papua-Neuguinea angeschifft werden.
Wer sich neben dem Bräunen in die Geschichte Israels einlesen will, der sollte Israel, um Himmelswillen Israel! von Ralph Giordano zur Hand nehmen. Auf angenehm unparteiische Weise verführt einen der Autor (1923-2014) mit einer vor Intelligenz und Humor sprühenden Sprache in alle spannenden Bereiche des jungen Staates ein. Weder scheut er die lebensfeindlichen Wüsten, noch sich selbst ein Bild über Gaza-Stadt zu machen. Seine Reiseberichte sind nicht nur historisch und kulturell bewandert, sondern zeigen auf gefühlvolle Weise auch die unterschiedlichen Gesichter der Bewohner Israels. Am Ende ist einem vieles klarer, auch weshalb das 70jährige Problem nicht so einfach aus der Welt geschafft ist, wie man vielleicht glaubt.
Ein anderer Lesetipp meinerseits ist der Debüt-Roman der jungen Israelin Shani Boianjiu, den schon alle bedeutenden Kritiker Amerikas lobpreisten.
Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst (ISBN: 978-3-462-04558-1) spiegelt die junge Gesellschaft des Landes wieder. Erstaunlich poetisch geschrieben, handelt die Geschichte vom rauen Alltag dreier Mädchen im Militärdienst. Die Autorin diente selbst während des zweiten Libanon-Krieges 2006 und gibt den Erfahrungen und Narben der israelischen Jugend eine Stimme. Eindrucksvoll und sehr bewegend, für einen Strandurlaub genau das Richtige.
Abend
Als Krönung eins perfekten Strandtages in Tel Aviv fällt mir nichts besseres als ein romantischer Sonnenuntergang und eine ordentliche Party ein. Wann genau sich Helios auf den Meeresgrund senkt, kann man im Internet nachgucken. Das ist eine gute Idee, wenn man sich vorher noch einen Drink besorgen will. Als Israelische Spezialität stehen hierbei das Bier Goldstar und der Anis-Cocktail Arak an erster Stelle. Aber auch Weine von den Golanhöhen haben weltweit in den letzten Jahren an großer Zustimmung gefunden. Zum Picknick eignen sich ebenso der altbekannte Hummus (nicht im Supermarkt kaufen!!) und auf dem Carmel Markt gegenüber kann man sich mit frischem Gemüse und allerlei köstlichem Käse, Fladenbrot und Oliven eindecken. Dann taucht die Sonne alles in apfelsinenrotes Licht und weckt langsam die Geister der Nacht.
"Dress codes in Tel Aviv are very relaxed,
and most places will let you in
as long as you are dressed".
(Tel Aviv Insider)
- stimmt! Als ich früher mit meiner Familie auf Kreta urlaubte, hatte mein Vater in langer Hose zum Abendessen zu erscheinen. Israelische Restaurantbesitzer juckt es selten, wenn man in Badehose seinen Hummer schnabuliert. Vielleicht sollte man sich mit Restsand auf der Kopfhaut nicht gerade ins Hilton bewegen, doch für ein normales Restaurant, oder gar einen Beach Club muss man sich nicht zwingend aufhübschen. Wenn man Glück hat, muss man sich für Live Musik noch nicht mal vom Fleck bewegen. Neben einem ehemaligen Delphin-Becken treten die Drummers Beach nämlich ab und an mit ihren transportablen (wie zu erwarten) Drums auf und stimmen bei Sonnenuntergang ein Duett mit dem Meeresrauschen an.
Schlendert man allerdings die Strandpromenade in Richtung City Pier entlang, stolpert man von alleine in viele tolle Lokale und Strand Bars. Möchte man richtig die Sau rauslassen, ist man in der Bungalo Bar und im Clara absolut richtig. Hier geht die Welt aus und ein, hier bringen die besten DJs der Stadt die Gläser zum Wackeln und die Haare zum Fliegen. Das tolle an Israels warmen Sommernächten? Nachts scheint der Tag nicht zu enden - er beginnt gerade zu erst!! Bis zum Morgengrauen tanzen die Israelis gerne wild und ausgelassen, denn "sie sind ja noch am Leben!". Es ist der Tanz auf dem Vulkan, doch anderseits fühlt sich hier jede Sekunde des Rauschs auch kostbarer und unvergesslicher an als anderswo.