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Generation <HASS>


"Genau wie palästinensische Kinder von Selbstmordattentätern schwärmen, berichteten nun auch israelische Kinder, ihr Traum sei es, Araber zu töten. Der Graben zwischen Juden und der arabischen Minderheit Israels – 20 Prozent der Bevölkerung – sei inzwischen so tief, dass der Fortbestand der israelischen Gesellschaft bedroht sei. Von Aussöhnung mit den palästinensischen Nachbarn ganz zu schweigen" (welt.de/politik/ausland/article von Gil Yaron).

Rosig klingt die in diesem Artikel zitierte Studie von Joram Harpas nicht im Geringsten. Drei Jahre saß der Pädagoge zu Zwecken der "Jugenderforschung" in Klassenzimmern von Tel Aviv und schnappte hier unter anderem das häufigste Schimpfwort "Du Araber" auf. Fragt man sich, wie die Zukunft Israels wohl mit seiner durchwachsenen Bevölkerung gestaltet werden wird, scheint diese Erkenntnis wie ein dunkles Omen. Das Mitgefühl sinkt auf beiden Seiten gen Null, die Linke Israels wird für jedes gutmütige Wort geohrfeigt und neben dem komplett gegensätzlichen Werte-Verständnis der Juden und Araber wirkt ein weiteres Gift schleichend: Die Religion.


Statt miteinander in Friedens-Kooperation zu treten, gibt diese jedem seiner individuellen Anhänger noch das letzte Fünkchen Recht, einander zu hassen. Besser gesagt sich noch gezielter hinter seinen Auffassungen von Staat, Kultur und Tradition zu verschanzen, sich noch ein ordentliches Stück fester zu fahren.


Anderes fällt einem zu Netanjahus patriotischen Vorhaben nicht ein, Israel nun letztendlich zu einem Jüdischen Staatzu krönen. Schade - der Versuch war es wert. Doch wie hat man diesen Ethnien-Hass zu beurteilen, inwiefern sollte man das überhaupt? Sind wir uns dem gesamten Ausmaß an nationalem Abscheu, Schmerz und Verachtung bewusst, schauen wir bei diesem Thema morgens über den Rand unserer Zeitung und trauen irgendeiner Stimme aus den Medien; mehr links oder rechts orientiert?!

Kann man jene Terror-Angst Israel übel nehmen? Von nichts kommt schließlich nichts. Erschreckend vielleicht nun der harte Kurs der Rechts-Partei, die jetzt Schritt für Schritt an die Öffentlichkeit tritt und schon längst mit dem Siedlungsbau, aber vor allem mit dem angekündigten Nationalstaatsgesetz kundgibt, Araber seien in Israel momentan nicht sonderlich willkommen. Verwundern tut das kaum jemanden, blickt man auf die jüngsten Ereignisse in der Synagoge von Jerusalem, eher eine ganze Geschichte voller Selbstmord-Attentate zurück. Abgesehen vom offen publizierten Wunsch, die Juden würden eines Tages ins Meer gedrängt und Palästina ausgerufen werden. Benennt man öffentlich Straßen nach Massen-Juden-Mördern, beschmeißt man Israel sowohl mit Hass als auch Provokation. Muss es eine neue Generation nicht erzürnen, geboren auf dem jungen Staatsboden Israel, wenn eine Völkergruppe die Privilegien einer fortschrittlichen, meistens friedlichen Demokratie in Anspruch nimmt, die Gründer jedoch hasst bis aufs Blut?

Momentan hält kaum ein arabischer Staat Flüsse voll Milch und Honig bereit (denke man mal an Syrien, Ägypten, Iran etc), auch wenn man dort vielleicht die selben Werte und Ansichten teilt. Die Hamas meint es vielleicht gut mit ihren Vernichtungs-Ambitionen gegenüber Juden, allerdings nicht mit ihrer Bevölkerung. Schließlich muss es sich als Palästinenser noch weit aus besser im israelischen Urlaubsort der 70er als im heutigen Palästina-Ghetto Gazagelebt haben?! Haben die Juden, als Erben des Holocaust einen jüdischen Staat nicht mehr als verdient? Und sind wirklich alle Araber damals im Zeichen der Grausamkeit vertrieben worden, wenn die zweite Landessprache heute noch Arabisch ist?!

Weiß man im Gegensatz dazu mit der Ernüchterung von Heimatlosigkeit, verletztem Stolzes und Chancenungleichheit umzugehen? Das Ass im Ärmel hat man im Nahen Osten schon lange nicht mehr, kommt man als "Erbe" Palästinas zur Welt. Ist man letzten Endes nicht ein Spielball, den sich die Weltpolitik seit dem Völkerbundsmandat 1920 eigentlich nur zugeworfen hat?! Der mit Rüstungs-Geldern zwar von den arabischen Staaten ständig gestopft, mit einer Staatsbürgerschaft allerdings erst richtig geflickt wäre?

Würde man selbst nicht irgendwann radikal und blutrünstig die Wut seiner ganzen Nation verkörpern, sieht man seine Kinder zukunftslos in der Hölle auf Erden gedeihen, Großvaters Geschichten von Vertreibung und militärischer Ausrottung noch in den Ohren. Wer möchte mit diesem Volk ums Verrecken tauschen? Die Hamas sieht in dieser blutenden Wunde ein gefundenes Fressen. Dank unzensierter Hass-Propaganda und einer von Korruption zerfressenen Infrastruktur kann sie unter dem Deckmäntelchen der allgegenwärtigen Juden-Schuld Banken in der Schweiz eröffnen, Tunnel statt Luftschutzbunker oder Schulen bauen und mit Raketenangriffen Propaganda-Bilder einheimsen. Ost und West werden schon zahlen...


Ein menschenwürdiges Leben wird dem Bürger Palästinas hiervon jedoch nicht finanziert, für ihn bleibt ein Sisyphusdasein in Hass und Elend. Ein Arbeitsalltag, an dem man von Grenzposten zu Grenzposten schikaniert, am Ende des Tages von der Handelsbarriere jedoch an seine immer währende Armut erinnert wird. Im schlimmsten Fall herrscht Krieg. Ein ungleicher Kampf, dem die Gaza-Bevölkerung ausgeliefert ist, wie das Schwein dem Schlachthof. Viele von ihnen haben Gewalt und Tod in einem Ausmaß erlebt, die für einen unerfahrenen Verstand unvorstellbar sind. Wer nichts zu verlieren hat/ auf den im Paradies für Märtyrer-Tod sogar noch Belohnung wartet, wen durstet's da nicht nach Rache?!



Doch was hat die Religion damit am Hut? Warum ist eben sie es nicht, die Mitgefühl und Menschlichkeit streut, der Realität die Hoffnung auf Versöhnung verleiht und daran erinnert, das in jedem das gleiche Blut fließt.


Aus diesem Glauben, Religion mache uns oder einen Staat zu etwas Besserem, lacht hämisch die Utopie. Nicht die Existenz einer höheren Macht soll hier angezweifelt sein, sondern ihr Zwiespalt mit der menschgemachten Institution Kirche. Glaubt man in einer Gemeinschaft, gehört man dazu, man feiert Feste im Sinne des "Jemanden" und ist auf sonderbare Weise nicht allein auf der Welt. Doch wie viel nützen wir anderen mit unserer Religion? Braucht "Wohltätigkeit" noch heute den Stempel der Kirche? Kann ich nicht auch Atheist sein und trotzdem mehr Gutes tun, als (überspitzt behauptet) Sonntags der Predigt zu lauschen?


Als ich im August durch Jerusalem spazierte, überfielen mich Fragen wie diese Zuhauf. Da reihten sich im alten Stadtkern die Häuser von Juden, Christen und Moslems aneinander, der eine wandte sein Gebet nach Ost, West, oder Süd, der andere las aus der Thora, Bibel, oder dem Koran. Sie alle beteten zu einem einzigen Gott. Und auch wenn wir alle von der gleichen Sorte Mensch stammen, bekriegt man sich in der Heiligen Stadt bis aufs Blut. Ist das nicht grotesk, frage ich mich? Oder sogar lächerlich? Wer von uns kann schon seine Hand ins Feuer legen, für das, was vor 2000 Jahren von nicht weniger menschlichen Kreaturen zu einem Buch bzw. Geschichtsband zusammengetragen wurde. Wer von uns weiß schon, ob nun Jesus, Moses, oder Allah als erstes da war? Efi Yaar von der Universität Tel Aviv, der seit 20 Jahren jeden Monat einen "Friedensindex" veröffentlicht, sagt: "Noch nie war der Hass so groß wie heute." Fast jeder dritte Israeli hegt Vorurteile gegen Araber. Satte 83 Prozent der Araber geben an, ihre jüdischen Mitbürger zu hassen (welt.de/politik/ausland/article von Gil Yaron).


Israel könnte das Paradies auf Erden sein. Es hat Ecken und Landstriche, die einem das Gefühl von Gott wieder nahe bringen; blickt man von Rosh Pina ins Tal der Golanhöhen, auf den See Genezareth, oder auf dem Ölberg Jerusalems stehend in die Negev-Wüste, will man glauben. Wenige Länder haben mich so sehr berührt, doch wiederum kein anderes so sehr an die Schubladen erinnert, in die wir uns gegenseitig sperren. Die akute Steigerung des Religions-Hasses (auf beiden Seiten!) wird das Land jedoch nicht nur in drastischere Schwierigkeiten bringen, sondern setzt auch die unlösbare Krux von Staat und Religion fort.


Ob es nun die Juden im dritten Reichen waren (oder die bis heute nicht in arabische Staaten einreisen dürfen), die Christenverfolgung während Maos Kulturrevolution, oder das "Terroristen-Nest" der Moslems (namens Irak) nach dem 11. September und 2014 jetzt Gaza - Religion wird mehr und mehr von uns missbraucht, viel mehr von Staaten instrumentalisiert, Barrikaden zu errichten. Fragt sich wie es dann im Himmel wird, wenn wir am Ende unserer Tage dort am goldenen Tor eintreffen. Weisen die Engel dann die Juden in die rechte, die Christen vielleicht in die mittlere und die Moslems bitte in die linke Schlange??!!



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