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Das Nonnen-Syndrom


Ein Phänomen,

das besonders in konservativeren Kreisen aufkeimt

und gleichzeitig Fragen aufwirft:

Wann ist man ein gutes Mädchen? Und: Ist Mogeln eine Lösung?

In wie weit verkörpern wir eigentlich unsere Vergangenheit? In wie weit sind all die begangenen Missetaten, verfänglichen Peinlichkeiten und kleinen Sünden des Alltags noch relevant, dass sie einen entscheidenden Zug unserer Persönlichkeit zeichnen könnten? Ohne unsere Vergangenheit sind wir nichts, lautete die Kernaussage der kümmerlich betitelten, wenn doch tiefsinnigen Seifenoper "Für immer Liebe", die 2012 in den Kinos auf die Tränendrüse drückte. Die romantische Tragödie behandelt das biographische Schicksal der KomapatientinKrickitt Carpenter (gespielt von Rachel McAdams), die frisch verheiratet einen folgenschweren Autounfall erleidet, sich nach ihrer (physischen) Genesung jedoch nicht an ihren Ehemann erinnert. Übrig bloß eine blasse Vision der Kindheit, doch die Jahre der Jugend spurlos ausradiert. Was der eine sich vielleicht schon das ein oder andere Mal erträumte, um im Sinne eines Neuanfangs die Last der Vergangenheit abzustreifen, entpuppt sich auf Spyglass Entertainment's Leinwand als nichts als ein Alptraum. Seine Hauptfigur Paige lässt Regisseur Michael Suscy als emotional überforderte Hülle ihres Ichs auftreten, verzweifelt nach den Bruchteilen ihrer Vergangheit suchend. Es scheint als müsste ein Puzzle gelöst werden, dem die entscheidenden Teile fehlen. In diesem Punkt erscheint unsere Erinnerung per se als Grundstein der eigenen Persönlichkeit dahingestellt. Doch wie viel schrauben wir eigentlich an ihr herum? Wie oft helfen wir dem betäubenden Verdrängungsmechanismus auf die Sprünge, um vor anderen in einem besseren Licht dazustehen? Wie oft erfinden wir unsere Vergangenheit für uns neu??

He doesn't mind I have a Las Vegas past - He doesn't mind I have a L.A. crass way about me -

He loves me with every beat of his cocaine heart


Triumphiert Lana Del Rey melodisch in ihrem Song "off to the races", in dem sie ihrer Vergangenheit offensichtlich ein Schnippchen schlägt. Vergleichsweise infantil klingt hingegen das, was jene Töchter "Guten Hauses" so oft als dunkle Vergangenheit bezeichnen. Von Drogen, Rotlichtmilieu oder verhängnisvollen Affären ist hier gar nicht die Rede. Ich wundere mich allerdings über Kandidaten, welche einst kein Geheimnis aus ihrer leichtblütigen Jugend machten, es plötzlich für lebensnotwendig erachten, sich selbst mit dem Heiligenschein der edlen Jungfrau Maria zu krönen. Aus Selbstschutz? Stolz? Erhaltung der Familienehre?

"Im Alter bereut man vor allem die Sünden, die man nicht begangen hat", fiel William Somerset Maugham bloß zum Stichwort Reue ein und Jeanne Moreau pflichtete dem ganz bei: "Bedauernswert eine Frau, die nichts zu bereuen hat."

Was muss - das muss. In welcher Art und Weise Erfahrungen auch immer gesammelt wurden, welchen Grund zur Scham bringt das mit sich? Am Ende haben genau die einen doch zu dem gemacht, was man heute darstellt. Ebenso wenig verurteilt ein gesunder Menschenverstand ein Mädchen, das in ihrer Jugend gerne mal auf dem Tisch tanzte, heute mit ihren vier Kindern allerdings lieber in den Gottesdienst geht. Leute müssen sie ja schließlich noch ändern dürfen. Ist es hingegen nicht traurig, wenn über der eigenen Vergangenheit ein Schatten schweben muss, den die Kirche gekonnt unter dem Aspekt Sünde verkauft(e), und dafür im übrigen Geld einheimste?! Dass man sich möglicher Weise verstellen muss, aus Angst den gesellschaftlichen Normen nicht zu genügen?!


Hervorragende Markt-anteile erreichte sixx mit der Primetime-Ausstrahlung alter Folgen von Sex and the City, die ein Vielfaches über dem Senderschnitt lagen. Um 20:15 Uhr erreichte die Serie einen Marktanteil von 1,8% bei den werberelevanten 14- bis 49-Jährigen. Die Reichweite in der Zielgruppe lag bei 0,20 Millionen, insgesamt schauten 0,22 Millionen bei 0,7% Marktanteil zu (http://www.quotenmeter.de/n/52432/sex-and-the-city-bei-sixx-mit-rekordquoten)



Man mag von ihnen halten, was man will - Erfolg haben sie! Vier fabulöse New Yorkerinnen, die neben ihrer Vorliebe zu Schuhen, Cocktails und Männern vor allem eine große Offenheit an den Tag legen. Sich im Übrigen für nichts zu schade sind (auch nicht vor laufender Kamera!) und schon gar nicht auf die Idee kämen, sich ernsthaft zu schämen. Wo in den 60ern noch Rehaugen wie Audrey Hepburn engelsbrav in die Kamera klimperten, berührten Carry, Samantha, Miranda und Charlotte die 90er mit ihrer unverblümten Ehrlichkeit, Brüche Haufenweiser Tabus und einem revolutionärem Umgang mit der weiblichen Sexualität.

Manche Serien sind nicht nur nett zum Anschauen, sondern bringen was fürs Leben. Ein Klassiker, der in dieser Hinsicht besondere Dienste geleistet hat, ist und bleibt "Sex and the City". Was haben wir nicht alles über Frauen, Männer, Beziehungen und Schuhe von Carrie, Samantha, Miranda und Charlotte gelernt. (The Huffington Post)

Womit man seiner Weiblichkeit den größeren Gefallen tut, liegt, glaube ich, auf der Hand! Die hervorragende Möglichkeit besteht natürlich auch, sich in die keuschen 50er zurückzukatapultieren und seinen Töchtern glatt noch einzubleuen, dass viele Besucher im Garten die Blumen zertreten. Wenn es einem wirklich unfassbar, unsäglich peinlich ist, was man in seiner Jugend angestellt hat, dann macht es sicherlich den souveräneren Eindruck, wenn man das Thema mit Phrasen wie: "Oh, davon will ich erst gar nicht reden", "Schande über mein Haupt" - was auch immer - abhakt. Und vielleicht einmal herzlich über sich lacht. Ich bezweifele, dass irgendein lebenskluger Weise eine Jugend vorzuweisen hat, die so rein ist wie ein blütenweißes Blatt Papier. Am auffälligsten ist es jedoch, wenn man den Hund kaltschnäuzig gleich begräbt und so tut, als müsste sich da ein gewisser jemand sehr vertan haben...! Besonders vor Leuten, die einen gut kennen, denn das ist im wahrsten Sinne des Wortes eins - scheinheilig!



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